Interviews
WELTKLASSE-TRAINER JACEK HANKIEWICZ
BADLAB: Die hohe Geschwindigkeit beim Badmintonspiel verlangt dem Körper einiges ab. Du bist inzwischen Mitte 40 – und nicht nur ein gefragter Trainer, sondern spielst sogar ab und zu noch selbst in der Bundesliga-Mannschaft des VFL 93 Hamburg. Wie machst Du das, Jacek?
Jacek: Na ja, das ist nicht eine Frage der körperlichen Fitness. Gerade im Badminton spielen Psyche und Überblick eine riesige Rolle. Und da hilft mir natürlich die langjährige Erfahrung als Profi-Spieler und A-Trainer seit fast 15 Jahren. Aber klar, ganz ohne Training geht es auch nicht. Ich trainiere zwei bis drei mal pro Woche mit der Bundesliga-Mannschaft. Und dabei stehe ich nicht nur dabei, sondern spiele aktiv mit. Ansonsten kommt noch regelmäßiges Joggen und ein bisschen Krafttraining dazu. Aber das Wichtigste ist vielleicht, dass ich fast nur mit jungen Menschen zwischen 17 und 27 zu tun habe. Das hält einen auch selbst jung!
BADLAB: Hältst Du Dich selbst für einen disziplinierten Menschen?
Jacek: Ja, ich denke schon. Ich treibe sechs Tage die Woche Sport, 40 bis 50 Stunden. Aber eigentlich mache ich das auch einfach gerne. Meine Arbeit ist sozusagen mein Hobby. Ansonsten äußert sich Disziplin für mich z. B. auch in Pünktlichkeit und Verlässlichkeit der Ansagen. Auf beides lege ich größten Wert.
BADLAB: Es gibt sicherlich auch bei Dir Tage, an denen Du Dich zum Training überwinden musst? Wie setzt man sich über den inneren Schweinehund hinweg?
Jacek: Wenn Du ganz oben mitspielen willst, setzt das die Bereitschaft voraus, sich zu quälen – kontinuierlich, ohne wenn und aber. Talent ist die Eintrittskarte, reicht aber allein nicht aus. So gesehen ist der „innere Schweinehund“ etwas, das man schon bei der Grundsatzentscheidung zum Leistungssport auf diesem Niveau „in den Käfig sperren“ muss. Es wäre zu zermürbend, diesen Kampf jeden Tag kämpfen zu müssen.
BADLAB: Die schnellen Richtungswechsel, die abrupten Stopps … Badminton ist eine Sportart, die nicht nur geistige und körperliche Fitness voraussetzt, sondern auch robuste Physis und starke Gelenke. Was tust Du persönlich, um leistungsfähig zu bleiben?
Jacek: In der Beziehung habe ich großes Glück gehabt. Ich habe erst sehr spät, mit 14 Jahren, angefangen Badminton zu spielen und war bereits ein Jahr später in der polnischen Nationalmannschaft. Dann habe ich bis ich 30 war ohne größere körperliche Probleme als Profi gespielt, bis ich eine schwere Knieverletzung bei einem Turnier erlitt: Innenband- und Kreuzbandriss, Meniskusverletzung, ... So ein Unfall kann natürlich immer und jedem passieren. Das ist einfach Pech. Aber gegen Probleme wie Muskelfaserrisse oder übermäßigen Gelenkknorpel-Verschleiß kann man durch geeignete Bewegungsabläufe und konsequentes Aufwärmen vor dem Spiel wirksam vorbeugen. Und auch ernährungstechnisch – bzw. im Bereich der Nahrungsergänzung – kann man ja heute sehr viel mehr zum Erhalt der Physis tun als zu meiner Zeit als Profi-Spieler. Ansonsten muss man einfach lernen auf seinen Körper zu hören, um ihn nicht vorzeitig zu verschleißen.
BADLAB: Mal ehrlich: Du als ehemaliger Weltklasse-Spieler trainierst auch Youngsters. Wirst Du manchmal ungeduldig, wenn Deine Schützlinge das nicht so schnell hinbekommen, wie Du´s gerne hättest?
Jacek: Nein, damit habe ich eigentlich kein Problem. Im Leistungsportbereich gibt es klare Regeln, und jeder Einzelne bekommt regelmäßiges Feedback, wo er steht und was ich erwarte. Entsprechend verteile ich dann meine Aufmerksamkeit. Im Hobby-Bereich ist das etwas anders. Auch hier gebe ich engagierten Amateuren gelegentlich Training. Aber hier erwarte ich nicht die Bereitschaft sich zu quälen, sondern versuche, den Spaß am Spiel noch zu erhöhen. Hier steht positive Motivation im Vordergrund – ähnlich wie bei den talentierten Kids, die wir erst an den Leistungssport heranführen.
BADLAB: Was gibst Du als Trainer Deinen Schützlingen mit auf den Weg gegen die unbedingte Disziplin und den absoluten Gehorsam vieler asiatischer Nachwuchsspieler?
Jacek: Positive Motivation. Erfolg durch grenzenlosen Spaß am Spiel. Und Köpfchen – intelligentes Spiel! Dabei hilft mir, dass ich früher als Profi-Spieler immer wieder selbst alle Höhen und Tiefen in den verschiedenen Phasen eines Matches durchlebt habe – und dabei selbst gute, einfühlsame Trainer hatte.
BADLAB: Zum Schluss: Wieso eigentlich ausgerechnet die Sportart Badminton? Was ist für Dich so besonders daran?
Jacek: Badminton ist eine Extrem-Sportart. Ballgeschwindigkeiten bis zu über 300 km/Std, Pulsfrequenzen am Limit, aber auch ein Spiel voller Feinheiten und Finten. Jede Sekunde ändert sich alles: Wer schafft es zuerst, den Gegner richtig zu lesen? Und wer hat mehr Spielwitz? Dabei ist Badminton gleichzeitig eine sehr saubere Sportart ohne Körperkontakt und Fouls. (lächelt:) Ist das nicht großartig?
12. August 2013
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